Mittwoch, 7. Oktober 2009

Kosttor

Die Rekonstruktion des Kosttors in München basiert im wesentlichen auf 3 Fotografien die alle kurz vor dessen Abbruch um 1872 aufgenommen wurden und nur einen Teil der Anlage wieder geben. Ein vollständiges Bild erhält man nur über das Sandtner Stadtmodell von 1570. Bei allen späteren Modellen und Zeichnungen haben sich Fehler eingeschlichen, die während der Rekonstruktion deutlich hervortraten.

Der Torbau entstammt im wesentlichen der Stadtmauer aus dem frühen 14 Jh., wurde aber sichtlich mehrmals verändert. So sind deutlich Umbauten an Fenstern und Schießscharten zu erkennen. Der Kanonenturm im Osten erscheint ebenfalls später errichtet oder umgebaut zu sein. Insgesamt finden sich solche Veränderungen auch an vielen anderen Relikten der Münchner Stadtmauer. 

Es ergab sich also von Anfang an die Frage zu welchen Zeitpunkt man den Turmbau rekonstruiert. Zum einen hatte man Fotografien, die allerdings zeigen einen verwahrlosten und bewohnten Turm. Wie also sah der Torbau früher aus? Fast alle Publikationen über die Münchnerbaugeschicht beziehen sich auf das Holzmodell von 1570. Dieses aber zeigt nur einen ca. 2 cm hohen Turm, ohne Farbe und mit wenig Details. Ich musste also ganz anders anfangen, vergleiche mit anderen Quellen, sowie mit noch existierenden ähnlichen Bauten erstellen. So konnte ein einfaches Fenster mich oft mehrere Tage beschäftigen bevor ich es im Modell einfügen konnte.
Insgesamt 3 Zeiten erforschte ich bislang in meiner Arbeit und dabei habe ich mich nicht nur auf das Kosttor konzentriert, es bot lediglich den besten Ausgangspunkt. Die Zeit des Abbruchs im 19 Jh., die Zeit des Umbaus im 16 Jh. und ein Versuch die gotische Anlage zu ihrem Ursprung zeitgerecht darzustellen.


Abb. 1 Das erste Bild zum Kosttor zeigt die Rekonstruktion des Hauptturms basierend auf einer Aufnahme von 1870 in der heutige Strassenansicht.

Das Kosttor in seiner letzten Erscheinung: Die Rekonstruktion die sich exakt auf eine Fotografie beruft zeigt einen verwahrlosten Zustand. Der Putz ist an vielen Stellen abgebrochen und die letzte Bemalung ist noch in weisen Zonen zu erkennen. Die Türme waren allesamt verputzt und bemalt. Diese Erkenntnis erhält man im Vergleich mit anderen Stadtmauern der Region. Aber man kann sich auch denken, das Menschen nicht gerne hinter einer nackten Ziegelmauer leben wollen, ganz besonders nicht stolze Städter. Vom einstiegen Dekor ist allerdings kaum mehr was zu sehen. Das Bild über den Eingang ist im Foto kaum zu erkennen, ich hab es mühsam rekonstruiert und ergänzt. Ein ähnliches Bild sieht man im übrigen auf den Isartor. Mit dem gotischen Bau hat es aber nichts zu tun, es entstammt wohl den 17 Jh. 
Der Turm steht im Bild ca. 70cm höher als er es einst Tat. Das bedeutet, das sich seiner Grundmauern mit Sicherheit heute noch unter dem Asphalt befinden. Neben dem Turm befand sich auch der Auslass eines der Stadtbäche. Im oberen Bereich erkennt man zugemauerte Fenster mit einer Schießscharte, darunter Fensteröffnungen die späte Bewohner des Turms in die Fassade geschlagen haben, deutlich an der Unterbrechung der Zierleiste zu erkennen.

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